Viele Raucher scheuen sich vor einem Entzug der Zigarette, weil sie wissen, dass der Nikotinentzug problematisch werden kann. Auf der anderen Seite steht der Mythos, das Nikotin krebserregend sei, was aber wissenschaftlich noch nie nachgewiesen werden konnte.
Was ist denn Nikotin?
Nikotin ist die bekannteste in Tabak gefundene Chemikalie. Dabei handelt es sich um ein Alkaloid, das Stickstoff enthält und eine chemische Ähnlichkeit zu Koffein und Kokain hat.
Ausser in der Tabakpflanze findet man es in kleinsten Mengen auch in Kartoffeln, Auberginen oder Tomaten.
Keine Sorge, denn z. B. eine Aubergine enthält nur 0.0001 mg Nikotin pro Gramm, während ein Gramm Tabak rund 20 mg Nikotin enthält.
Eine Zigarette enthält damit also rund 10 mg Nikotin. Ein Teil davon wird aber durch den Filter absorbiert und es wird auch nie die ganze Zigarette genutzt, also geht man davon aus, dass man pro Zigarette 1 mg Nikotin aufnimmt.
Raucht man eine Zigarette, so geht das Nikotin über die Lungenmembranen ins Blut über. Befindet sich Nikotin in einer basischen Umgebung, geht es einfacher ins Blut über – deshalb hat die Tabakindustrie den pH-Wert bei Zigaretten erhöht (ist dann auch basischer) und ermöglicht dadurch eine höhere Nikotinaufnahme.
Aus dem Blut wandert das Nikotin dann in Richtung Herz und über die Arterien dann ins Hirn. Der ganze Weg beansprucht in etwa 20 Sekunden.
Beim Konsum einer E-Zigarette wurde nachgewiesen, dass das meiste Nikotin vom Mund und Hals aufgenommen wird und nicht von den Lungen. Dies verzögert den Weg, was wiederum dazu führt, dass E-Zigaretten als weniger suchterregend gelten als Zigaretten.
Wie reagiert der menschliche Körper auf Nikotin?
Nikotin ist ein Genussmittel, welches das Belohnungssystem des Hirns aktiviert. Es erhöht die Herzfrequenz und verbessert die Konzentrations- und Gedächtnisleistung. Dabei muss man wissen, dass Nikotin in einer kleinen Menge stimulierend wirkt, in einer grösseren Menge aber entspannend.
Die Wirkungen des Nikotins sind auf die Fähigkeit, sich an bestimmte Rezeptoren im Gehirn zu binden, zurückzuführen.
Wenn sich das Nikotin mit den Rezeptoren im Gehirn verbindet, stimuliert es die Ausschüttung von Neurotransmittern, der bekannteste davon ist Dopamin. Dieses wirkt direkt auf das Belohnungszentrum und sorgt dafür, dass man sich an die guten Gefühle erinnert, die mit dem Konsum einer Zigarette verbunden sind.
Nicht nur das Dopamin wird durch Nikotin angeregt. Weitere Neurotransmitter spielen mit:
Serotonin: Wirkt unter anderem auf die Stimmung.
GABA (Gamma-Aminobuttersäure): Reduziert die Aktivität der Neuronen, an die es sich bindet.
Glutamat: Das Gegenteil von GABA – es ist ein stimulierender Neurotransmitter
Noradrenalin: Dieses wird oft als Stresshormon bezeichnet.
Die verschiedenen Neurotransmitter, die bei den Konsumenten durch Nikotin ausgeschüttet werden, sind der Grund dafür, warum Nikotin auf die Menschen so unterschiedlich wirkt.
Werden diese verschiedenen Rezeptoren stimuliert, reduziert der Körper diese und produziert weniger Acetylcholin. Dadurch entsteht ein Gewöhnungseffekt und der Körper braucht immer mehr Nikotin, um den Effekt, den das Nikotin anfangs hatte, wieder zu erreichen. Die Sucht ist damit entstanden. Da der Körper es nun «normal» findet, eine gewisse Nikotinmenge zu bekommen, reagiert er auf weniger davon mit Entzugserscheinungen wie Angst, Ruhelosigkeit und eine Unfähigkeit, sich zu konzentrieren.
Wie schädlich ist denn das Nikotin?
Der Volksmund sagt, dass Nikotin in Tabak enthalten ist und weil Tabak schlecht für den Körper ist, ist es das Nikotin also auch. Nikotin ist zwar die bekannteste Chemikalie in einer Zigarette, aber dennoch nicht der Ursprung allen Übels.
Nikotin ist ein Nervengift, das lässt sich nicht leugnen. Es gibt ein altes Gerücht, das eine Menge von rund 60 mg Nikotin genug ist, um einen Erwachsenen zu töten. Das wäre dann ein paar ml eines 18 mg/ml Liquids. Das die Studien aus dem 19. Jahrhundert, die dies behaupten, Unsinn sind ist mittlerweile klar, denn sonst hätten wir hier täglich Todesopfer bei den Dampfern.
Neuere Studien schätzen die zulässige Dosis von Nikotin auf ungefähr 500 bis 1000 mg ein. So viel kann man gar nicht durch Dampfen oder Rauchern aufnehmen. Berücksichtigt man dazu, dass die ersten Symptome von zu viel Nikotin Übelkeit und Erbrechen sind, kann man davon ausgehen, dass es kaum zu einem zu hohen Nikotinkonsum kommt.
Eine der am weitesten verbreiteten Aussagen über Nikotin ist, dass es krebserregend sei. Man raucht für das Nikotin, Rauchen verursacht Krebs, also muss Nikotin auch Krebs verursachen.
So weit zum Irrglauben.
Es gibt zwar Beweise, dass Nikotin vielleicht das Wachstum von Tumorzellen anregen könnte – den Krebs verursacht es allerdings nicht. Und die Studien, welche diese Behauptung belegen wollen, gehen jeweils von so hohen Nikotinmengen aus, die gar nie erreicht werden können beim Rauchen oder Dampfen.
Die Lung Health Study fand heraus, dass das Rauchen einer Zigarette mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist, nicht aber Nikotinersatztherapien, unter die man auch das Dampfen zählt.
Weitere Studien, wie z. B. eine durch Snus durchgeführte, belegen klar, dass es keine Verbindung zwischen Nikotin und Krebs gibt. Es gilt also, dass Rauchen Krebs verursacht, aber nicht das Nikotin an sich.
Nachdem Nikotin das Herz ja stimuliert, darf man sich berechtigt die Frage nach einer möglichen Gefahr stellen. Das Stresshormon Noradrenalin, das beim Konsum von Nikotin ausgeschüttet wird, führt zu einer erhöhten Herzfrequenz. Auch der Blutdruck steigt kurzfristig an beim Konsum von Nikotin. Doch in beiden Fällen sind die Effekte nur sehr mild und verschwinden rasch wieder.
Nikotin wirkt aber auch auf das Endothelium (Zellschicht in den Blutgefässen). Bei Verengung dieser Zellen können Herzinfarkte, Schlaganfälle und Arteriosklerose auftreten. Während sich diese Probleme bei Rauchern zeigen, konnte nie eine Verbindung zwischen dem anderen Nikotinkonsum und ihnen nachgewiesen werden.
Ist Nikotin denn nun gefährlich oder nicht?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber die passendste Antwort lautet: „Nein, oder zumindest nicht sehr.“ Oftmals wird Nikotin mit Koffein verglichen. Zweiteres ist auch eine milde Stimulanz mit kurzfristigen Wirkungen auf den Körper. Es ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen, aber die meisten Menschen tragen keine ernsten Nebenwirkungen davon. Es ist nicht wirklich suchterregend, aber manche Menschen werden dennoch süchtig danach.
Nikotin ist nicht der Ursprung allen Übels! Es sind eher die Verbrennungsrückstände und Bestandteile in Zigaretten, die Krebs erregen und andere Krankheiten mit sich bringen. Nikotin ist zwar ein Nervengift, das aber in kleinen Mengen keinen Schaden anrichtet und auch in allerlei Lebensmitteln vorkommt. Lassen Sie sich bei Unsicherheiten ausführlich beraten und wählen Sie die für Sie passende Form des Nikotinkonsums.
Photo by Daniele Levis Pelusi on Unsplash
Comentários